Sanft mit dir selbst sein: Die Bedeutung authentischer Selbstfürsorge als Mama

Hörst und liest du auch überall dieses Wort “Selbstfürsorge”? Frage ich in meinen Kursen, was Selbstfürsorge für meine TeilnehmerInnen bedeutet, höre ich oft Antworten wie: eine warme Wanne, alleine auf die Toilette zu gehen, Zeit alleine zu verbringen. Doch Selbstfürsorge ist viel mehr als das. Sie ist keine Liste von Dingen, die du tun solltest, sondern ein Weg und eine Haltung liebevoll und mitfühlend mit dir in Verbindung zu treten.

Was bedeutet Selbstfürsorge wirklich?

Ich lade dich ein, dir an dieser Stelle einen Zettel und einen Stift zu nehmen und für dich folgende Frage zu beantworten: Was bedeutet für mich Selbstfürsorge?

Vielleicht hast du gelernt, dass Selbstfürsorge etwas ist, das man sich verdienen muss. “Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.” Diesen Satz kennen viele und in meiner Wahrnehmung suggeriert er, dass wir erst eine Pause machen dürfen, wenn alles erledigt ist. Mamasein ist eine Aufgabe mit vielen Herausforderungen. Gibt es wirklich einen Punkt, an dem alles “fertig” ist?


Selbstfürsorge ist sehr individuell und für mich bedeutet dieser Begriff, meine Bedürnisse wahrzunehmen und sie auch so gut es geht zu erfüllen. Meine Gefühle da sein zu lassen und zu würdigen. Meine eigenen Grenzen zu spüren und zu kommunizieren. Mich auch bei Fehlern wertzuschätzen und mir selbst gegenüber liebevoll zu sein. Selbstfürsorge bedeutet, mich inmitten des Alltags zu spüren und mich immer wieder zu fragen “Wie geht es mir eigentlich?”.

Selbstfürsorge beginnt mit einer Erlaubnis, dir selbst gegenüber eine mitfühlende Haltung zu entwickeln.

Warum ist Selbstfürsorge oft so schwer?

Das liegt oft an verankerten Mustern und Prägungen.
Vielleicht kennst du das Gefühl, immer für andere da sein zu müssen. Als Mama, Partnerin, Kollegin. Selbstfürsorge fühlt sich dann manchmal an wie ein Luxus, den du dir nicht erlauben darfst. Manchmal leiten uns auch Glaubenssätze, die unterbewusst wirken. Sätze wie: „Selbstfürsorge ist egoistisch“ oder „Erst muss alles erledigt sein, dann darf ich mich um mich kümmern. dürfen liebevoll hinterfragt werden, da sie Selbstfürsorge erschweren. Dazu kommt, dass wir in einer Leistungsgesellschaft leben und Anerkennung oft mit Leistung verbunden ist.

Letztens hatte ich ein Gespräch mit einer Freundin. Sie erzählte mir, dass sie sich jetzt wirklich um sich selbst kümmern wolle. Sie stehe jeden Morgen um 5 Uhr auf, um eine halbe Stunde Sport zu machen. Tut sie es nicht, fühle sie sich schuldig, weil sie ja etwas für sich tun müsse. Sie merke, wie sie sich mehr und mehr unter Druck setze. Wenn Selbstfürsorge eine weiterer Punkt auf der To-do-Liste wird, ist sie nicht nährend.

Die Rolle des Nervensystems in der Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist nicht nur eine mentale Entscheidung, sondern auch eine tiefgreifende körperliche Erfahrung. Dein Nervensystem spielt eine zentrale Rolle dabei. Wenn du dich gestresst oder überfordert fühlst, kann es daran liegen, dass dein autonomes Nervensystem in einem Zustand der ständigen Aktivierung verharrt. Dieser Zustand kann es dir erschweren, etwas für dich zu tun, auch wenn du das Bedürfnis danach hast. Du fühlst dich vielleicht blockiert oder überfordert, selbst kleine Momente der Ruhe zu genießen.

Selbstfürsorge bedeutet auch, dein autonomes Nervensystem zu unterstützen, sich zu regulieren und aus dem Gefühl des Dauerstresses herauszukommen. Im nächsten Blogartikel, wirst du mehr über das autonome Nervensystem und seine Rolle in unserem Leben erfahren.

Authentische Selbstfürsorge

Authentische Selbstfürsorge bedeutet, in dich hinein zu spüren und zu erkennen, was du wirklich brauchst. Es bedeutet auch deinen Körper wahrzunehmen und gut für ihn zu sorgen, zum Beispiel durch Vorsorgeuntersuchungen.

Manchmal zeigt sich authentische Selbstfürsorge auch darin, einen Schritt zurückzutreten und dir bewusst Pausen zu gönnen, auch wenn das heißt, ein Spieldate abzusagen, weil du selbst müde bist. Authentische Selbstfürsorge darf sich in deinen Alltag integrieren und ganz individuell anfühlen. Und an manchen Tagen ist es einfach die warme Wanne am Abend, die dich unterstützt, den Tag hinter dir zu lassen und dich zu entspannen. Denn Selbstfürsorge sind auch die kleinen und wichtigen Momente, die dich dabei unterstützen, dich selbst wahrzunehmen und gut für dich zu sorgen – ohne Druck!

Es geht nicht um Perfektion oder darum, ständig alles richtig zu machen. Es geht darum, dir selbst mitfühlend und achtsam zu begegnen und das auch an den Tagen, an denen die Einschlafbegleitung nicht klappt oder du dich überfordert fühlst.

Deine Einladung zu mehr Selbstfürsorge

Vielleicht denkst du an dieser Stelle, ist ja alles gut und schön, aber woher weiß ich denn, was ich für mich tun kann? Die folgenden Reflexionsfragen können dich hierbei unterstützen.

  • Wann fühlst du dich tief mit dir selbst verbunden, ganz im Hier und Jetzt?

  • Was hat dir gut getan, bevor du Mama wurdest?

  • Welche kleinen, kostbaren Momente im Alltag schenken dir heute ein Gefühl von Ruhe oder Zufriedenheit, selbst inmitten des Trubels?

  • Wie kannst du dir heute bewusst etwas Gutes tun, um dich mit dir selbst zu verbinden?

Selbstfürsorge ist kein Akt der Selbstoptimierung. Sie ist kein "Tun", sondern ein "Sein".

Es geht nicht darum, dich immer wieder zu verbessern oder zu leisten. Du darfst dir selbst mitfühlend begegnen, auch wenn du müde bist oder zweifelst.

Vielleicht magst du dir heute selbst eine Umarmung schenken und dich wertschätzen, für das was du jeden Tag gibst und für das was du bist.

Deine Janine